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Museo Dolores Olmedo Patiño

Andreas schlägt vor, ein mir bislang noch unbekanntes mexikanisches Museum zu besuchen - das Museo Dolores Olmedo Patiño. 1962 kaufte Dolores Olmedo  (Lola) das vollkommen verfallene Gebäude der ehemaligen, in Xochimilco liegenden Hacienda La Noria und restaurierte es. Der ursprüngliche Zustand wurde dabei zum größten Teil wieder hergestellt. 1994 wurde das Museum eröffnet.
Dolores Olmedo Patiño (1909 -2002), Geschäftsfrau und Kunstmäzenin, stammt aus einer alten mexikanischen Familie. 1924 lernte sie Diego Rivera kennen. Er verewigte sie auf mehreren Gemälden. Das bekannteste davon, 'Retrato de Dolores Olmedo' (1955), zeigt sie in der tehuanischen Tracht. Sie wurde eine der größten Sammlerinnen seiner Kunst. Im Museum sind 137 Werke Riveras und 25 seiner Frau ausgestellt. Zwar sollen Diego Riveras Bewunderin und Frida Kahlo nicht viel voneinander gehalten haben, doch auf Riveras Wunsch hin kaufte 'Lola' die Arbeiten der Künstlerin zusammen.

Der tren ligero verbindet Tasqueña mit Xochimilco. Dieser Zug, der nur aus zwei Wagen besteht, ist eigentlich kein Zug und auch keine Metro, sondern mehr eine Überpflasterbahn wie in Hannover. Auch seine grau-grüne Farbe weckt heimatliche Gefühle. Einige Straßen kreuzen den Gleiskörper. Sonst ist er jedoch durch ein hohes Maschengitter abgesichert - sicher auch um 'Schwarzfahrer' abzuschrecken. An der Haltestelle La Virgen nehmen wir den Tren in Richtung  Xochimilco. Fußballfans sollten jedoch einen Zwischenstopp am Estadio Azteca  - unvergeßlicher Austragungsort des WM-Endspiels von 1986 - einlegen! Als wir den Zug nach 11 Stationen in La Noria verlassen, stehen wir auf einer Art von Brücke, von wo aus der Blick auf die das Hochtal von Anuac begrenzenden, imposanten Ausläufer des südlichen Randgebirges, der Sierra de Ajusco, fällt - eine grandiose Aussicht! Die Autopista nach Cuernavaca führt über diese Bergkette.

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Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen verpassen wir jedoch die zum Museo führende Calle El Sauz und laufen bis zur nächsten Haltestelle - Huichapan. Hier kreuzt die Avenida Mexico die Schienen, und wir können endlich nach rechts abbiegen. Ein langer, wenn auch schöner Weg zurück. Auf der linken Straßenseite, numero 5501, liegt eine deutsche Schule - das bekannte Colegio Alemán Alexander von Humboldt. Eine großzügige Anlage - alles abgesichert durch hohe Mauern und Wachen. Kurz bevor die Avenida auf den Antiguo Camino a Xochimilco trifft, kommen wir am Teatro Carlos Pellicer vorbei. Endlich dann das Museo!

Als ich die Eintrittskarten bezahlen will, kosten sie nichts! Eine cortesia del Museo, "Valido unicamente el dia martes."  Nur an einem Dienstag gültig  - und das ist heute. Wir haben wieder einmal den eintrittsfreien Museumstag erwischt!

Vom Eingangsgebäude aus betreten wir den schönen Park. Zu beiden Seiten des Weges liegen mit Baumgruppen verzierte weite Rasenflächen - hier gibt es genug Platz für Pfauen, Fasanen, Truthähne, Gänse und Enten. Rechter Hand dann ein Gehege mit - auf den ersten Blick - Tierstatuen. Doch es sind die Xoloitzcuintles! Diese überwiegend schwarzen und haarlosen Hunden wurden von den Azteken gehalten.

Y el propietario (del perro) muerto, le ponía
un collar de algodón al cuello
y acariciándolo le decía:
Espérame en el más allá, porque me ayudarás

a pasar los nueve ríos del inframundo.
Informantes de Sahagun, Codice Florentino, Siglo XVI
          Und der Besitzer des toten Hundes
band ihm ein Baumwolltuch um den Hals
und während er ihn streichelte, sagte er:
Erwarte mich im Jenseits, denn dort wirst du mir helfen

die neun Flüsse in der Totenregion zu überqueren

Schon fast ausgestorben, hat man diese alte Rasse hier wieder gezüchtet. Unter den  piezas prehispánicas, die Diego Rivera gesammelt hat, finden sich auch viele Skulpturen dieser alten Hunderasse.

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       Blick vom Eingangsweg auf das Museum                   Sebastian und Andreas vor Sala 8                                           Xoloitzcuintles

Der Rundgang durch das Museum beginnt in Sala 1. Und ein guardian paßt auf, daß man nicht etwa gleich in sala 8 anfängt - so wie wir es aus Versehen beinah getan hätten ... Verschiedene Farben auf dem Lageplan kennzeichnen die Säle, in denen die Werke von 4 Künstlern ausgestellt sind: Diego Rivera, Frida Kahlo, Angelina Beloff und Fernando Gamboa.

Von Angelina Beloff (1879-1969) hatten wir bis dato noch nie etwas gehört, doch ihre in Sala 12 ausgestellten Zeichnungen gefallen uns. In St. Petersburg geboren, war sie während Riveras fast 20-jährigen Aufenthalts in Europa mit ihm liiert und folgte ihm 1932 nach Mexico.

In den Salas 1-8 und 10 sind Diego Riveras (1886-1957) Werke ausgestellt. Rivera ist so bekannt und seine Werke sind so zahlreich - unmöglich auf einzelne einzugehen. In den Sälen finden wir von ihm gesammelte prähispanische Skulpturen, Wandgemälde, Gemälde und Selbstporträts, Zeichnungen, Lithographien und - last not least - seine berühmten Sonnenuntergänge, die er kurz vor seinem Tod in Acapulco gemalt hat.

Frida Kahlos (1907-1954) Gemälde - darunter einige ihrer besten Werke - hängen in Sala 9. Durch unzählige Bücher und einen Film ist sie inzwischen in Europa so bekannt geworden, daß weitere Erklärungen zu ihrem Leben und Schaffen hier überflüssig sind.

Fernando Gamboa ist ein Verfechter der arte popular, der Volkskunst, amüsant und interessant. Das Skelett in Ofrendas und Calaveras wurde von ihm geschaffen.

Nach der Besichtigung dieses einmaligen Museums haben wir uns eine Kaffeepause verdient. Links neben dem Salón de usos múltiples befindet sich eine Cafeteria. Wir machen es uns auf den altmodischen Eisenstühlen bequem und genießen, mit Blick auf den Park, die Sonne und die Ruhe.

Zurück nehmen wir dann natürlich einen anderen Weg. Ein kurzes Stück auf dem Antiguo Camino a Xochimilco, und dann sehen wir auch schon den tren. Ein paar Schritte nach rechts und wir sind wieder an der Haltestelle La Noria! Dann die lange Fahrt zurück - ziemlich erschöpft kommen wir in Retorno an. Doch es war ein grandioser Tag! Andreas will das Museum von nun an bei jeder Mexicoreise aufsuchen!

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                       Diego Rivera  'El Rastro' (1915)

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               Frida Kahlo 'El Venadito' (1946)

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                     La  Tehuana

  Gemälde der ständigen Austellung des Museums Dolores Olmedo Patiño.

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